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Wispertal
Das Wispertal
Das Wispertal schlängelt sich wildromantisch entlang des Wild- und Forellenbaches Wisper quer durch das Rheingauer Gebirge. Es erschließt die Verbindung von Lorch am Rhein nach Bad Schwalbach und bietet dadurch Anschluss an die Bäderstraße.
Im Mittelalter war das Tal sicherlich ein außerordentlich wichtiger Verkehrsweg. Dies bezeugen schon die Burgruinen Schwarzenberg bei Geroldstein, die Lauksburg bei der Laukenmühle, die Kammerburg, die Sauerburg in Sauerthal (wo Franz von Sickingen beerdigt ist) und die Stadt Lorch, das Tor zum vielbelebten Rheinstrom. Im Wesentlichen ist das Tal eingerahmt von Hügeln, kleinen Bergen und tiefen Wäldern (bei Geroldstein gab es noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts Schieferabbau). Heute ist das Wispertal ein viel besuchtes Erholungsgebiet mit ländlich guter Gastronomie und vielen Wander- und Spazierwegen. Es ist ideal für Freizeitaktivitäten an der frischen, gesunden Luft, die durch den freimachenden, angenehmen Wisperwind erzeugt wird.
Nicht umsonst gilt das Tal als eines der schönsten in Deutschland!
Wisperlachse
Die Rückkehr der Lachse in die Wisper
Seit 1998 ist die Wisper Gegenstand des europäischen Programmes Lachs 2000, welches als internationales Gewässersanierungs- und Artenschutzprojekt die Wiederansiedlung des Lachses im Gewässersystem des Rheins zum Ziel hat. Noch Ende des vergangenen Jahrhunderts zogen Lachse zu Hunderttausenden den Rhein hinauf zu ihren Laichplätzen, die hauptsächlich in den Oberläufen der Rheinzuflüsse lagen. Der König
der Fische galt als der wichtigste Brotfisch der Berufsfischer vom Mündungsgebiet in den Niederlanden bis zur ersten Barriere, dem Rheinfall bei Schaffhausen. Auch die Wisper in Lorch war in der Vergangenheit ein wichtiges Laich- und Aufwuchsgewässer für den Lachs, wenn auch die fischereiliche Nutzung dieser Art aufgrund des geringen Einzugsgebietes der Wisper gering war. Bereits zur Jahrhundertwende wurden jedoch ersten Bestandsrückgänge beklagt und bestandsstützende Besatzmaßnahmen durchgeführt. Anno 1885 wurden erste konzertierte Schutzmaßnahmen in einem als "Lachsvertrag" bezeichneten Staatsvertrag festgehalten. Dennoch brachen Ende der 40er Jahre die Bestände des Lachses wie die der meisten Wanderfischarten, wie Stör, Maifisch und Meerneunauge zusammen. Durch die zunehmende Wasserverschmutzung im Rhein und den Zuflüssen sowie durch die Errichtung großer unüberwindbarer Wehre wurden die aus dem Atlantik aufsteigenden Lachse von ihren Laichgründen ferngehalten.
1986 erlebte der Strom mit dem Brand im schweizerischen Chemiewerk Sandoz eine ökologische Katastrophe, aber auch eine Zeitenwende. Denn seit den späten 80er Jahren führen intensive internationale Bemühungen, den Strom zu sanieren, zu bedeutenden Erfolgen. Zunächst verbesserte sich die Wasserqualität durch Reinhaltemaßnahmen im gesamten Einzugsgebiet. Später wurde mit dem Rückbau von Fischwanderhindernissen begonnen. Dieses Sanierungskonzept erhielt den Namen Lachs 2000. Der Lachs wurde hierbei wegen seiner Symbolkraft und seiner Eignung als Indikator für den Sanierungserfolg gewählt.
Das Wiederansiedlungsprojekt Lachs 2000 in der Wisper wurde im Jahre 1998 durch die Obere Fischereibehörde des Regierungspräsidium Darmstadt nach sorgfältiger Prüfung über die Eignung des Gewässers ins Leben gerufen. Seit 1999 werden jährlich unter wissenschaftlicher Begleitung ca. 40.000 schwedische oder dänische Junglachse, "Parrs" genannt mit einer Größe von 3-6 cm ausgesetzt. Die Junglachse verbleiben 1-2 Jahre im Süßwasser um mit einer Größe von etwa 12-20 cm als sogenannter "Smolt" das Gewässersystem der Wisper zu verlassen und den Rhein flussabwärts bis in den Nordatlantik zu wandern. Nach 1-4 jähriger Aufwuchsphase wandern die geschlechtsreifen Lachse schließlich wieder in ihr Heimatgewässer, die Wisper, zurück um sich fortzupflanzen.
Im Herbst 2002 war es endlich soweit. Während einer Kontrollbefischung wurden die ersten laichreifen Lachsrückkehrer aus dem Meer in der Wisper gefangen. "Simone" und "Gerd", wie die Lachswissenschaftler die beiden ersten Elterntiere liebevoll nannten, waren stattliche Lachse von 64 und 73 cm. Dass sich die Laichlachse auch erfolgreich in der Wisper fortpflanzten zeigt eine weitere Untersuchung im Frühjahr 2003 mit dem Nachweis von 40 natürlich vermehrten Lachsbrütlingen. Der Lebenszyklus der Lachse war nunmehr geschlossen und dies seit über 50 Jahren das erste Mal wieder in einem hessischen Gewässer.
Die Stadt Lorch hat durch die Trägerschaft zum Umbau der Wehre in der Wisper eine zentrale Rolle übernommen, da nur durch das Erreichen der Laichgebiete durch ein barrierefreies Fließgewässer den Lachsen die Fortpflanzung gewährt wird. Bis zum Jahre 2005 wurden die 3 Wehre im Abschnitt der Stadt Lorch umgebaut.
Mit der ersten Rückkehr der Lachse in die Wisper gilt es nunmehr in den nächsten Jahren eine stabile Lachspopulation aufzubauen. Finanzmittel aus der Fischereiabgabe, aus der Wasserwirtschaft und aus dem Naturschutz stehen zur Verfügung.
Das Projekt hat einen hohen interdisziplinären Stellenwert, welches die Zielsetzungen der EU-Fauna-Flora-Richtlinie und der EU-Wasserrahmenrichtlinie vereint. Schließlich gilt der Lachs als Symbol für die Intaktheit unserer hessischen Gewässer.